Die kürzlich geschehenen Ereignisse bezüglich der Tötung Osama Bin Ladens ließen mich doch für einen Moment viele unserer heutigen durch die breite Masse und die Politik vertretenen Prioritäten anzweifeln. Zunächst einmal ist die Tötung des Drahtziehers der damaligen Anschläge auf die Zwillingstürme nur ein Mosaik in der Terrorismusbekämpfung weltweit, wenn wir es einmal so sehen möchten. Terrorismusnetze und organisierte Gewalt sind Spinnennetze bestehend aus abertausenden Beteiligten. Die Verbreitung der Ideologie und das Anwerben neuer Fanatiker ist doch die wahre Gefahr, die im Zusammenhang damit präsent ist. Junge Generationen, die sich nur diesem einen Gedanken des Tötens und Rächens hingeben. Ein alter Mann, der sich in Pakistan versteckt hielt, ist wohl kaum noch die ausübende Kraft in einem Netzwerk, was nur schwer zu zerstören ist und schon längst durch andere getragen wird. Und doch haben sich Massen diesem Feindbild hingegeben, denn wenn einmal personifiziert ist es schließlich einfacher zu greifen. Hinzu zu diesem Ereignis kam die abschreckende Reaktion nicht nur vieler Amerikaner, sondern in gleichem Maße diese von Menschen anderer Nationalitäten, man erinnere sich an die äußerst inadäquate Äußerung unserer Kanzlerin, welche nahezu Freude und Stolz mit der vorsätzlichen Tötung eines Menschen assoziierten. Die durch die Medien rasenden Bilder von Menschen in den Straßen von New York, die jubelnd und freudetrunken über den Tod eines anderen Menschen feierten, ist nur ein weiterer trauriger Beweis für unsere heutige emotionale Unreife und Distorsion, welche Produkt unseres Zeitgeistes zu sein scheint.
Die USA hat in den letzten 10 Jahren rund 4 – 4,5% seines BIP für die Terrorismusbekämpfung ausgegeben. Und hiermit möchte ich meine Aussage noch durch eine andere vielmehr praktische Betrachtungsweise ergänzen. Jeden Tag leben wir in der Angst vor dem Terror, während zur gleichen Zeit jedes Jahr zig 9/11s, unbemerkt und übersehen von unserer Gesellschaft, geschehen. Ich rede hierbei von der Relation zu der Anzahl von Toten auf Grund von Krebs und Herzkrankheiten, welche sich in den USA jährlich auf bis zu 1 Million beläuft. Wir stellen fest, das mit Hinsicht auf die 3000 Toten am 9. September 2001, jährlich also rund 330 „9/11s“ geschehen, die allein auf diese Krankheiten zurückzuführen sind. Jährlich sterben basierend auf Daten der UNO weiterhin 6 Millionen Kinder weltweit an Hunger oder den unmittelbaren Folgen, was weitere 2000 „9/11s“ bedeutet. Und dieses Muster kann man in ausführlicheren Zahlen weiterverfolgen. Und doch, stellen die Ausgaben für das Gesundheitswesen und Armutsbekämpfung nur einen Teil dessen dar, was die US-amerikanische Regierung jährlich für Terrorismusbekämpfung ausgibt. Diese übrigens sind mit 4-4,5% wieder ähnlich hoch wie diese Ausgaben während des Kalten Krieges!
Und nun sagen sich viele: Ja, die USA! Deutschland hat da eine schlichtweg andere Moral.
Leider falsch.
Korrespondierend zu dieser Thematik, verfolgt Deutschland eine leider viel zu ähnliche Agenda. So investierten wir 2003 4% unseres BIP in Deutschland in Wirtschaftsförderung, was sich, wenn wir die sich danach in 2008 entwickelnde Weltwirtschaftskrise in Betracht ziehen, wahrscheinlich um einiges erhöht hat. Unsere Ausgaben in Entwicklungshilfe hingegen betragen 0,36% unseres BIP. Zunächst einmal leider nur die Hälfte dessen, wofür sich unsere Staatschefs in Abkommen der UNO verpflichtet haben. Nicht sprechen möchten wir in diesem Zusammenhang über Ausgaben in Verwaltung und Administration in Deutschland. Wenn wir nun ein wenig tiefer gehen, stellen wir fest, dass die Wirtschaft, die die Industrieländer betreiben dieses traurige Verhalten in Fragen Solidarität noch toppen. Jährlich gehen Entwicklungsländern 700 Milliarden US$ durch überflüssige Handelsbarrieren seitens der Industrieländer verloren. Entwicklungshilfe weltweit beträgt ca. 100 Milliarden US$.
Nein, mein ganz persönliches Anliegen soll letztendlich dieses sein:
Seit einem halben Jahr schon sehe und erlebe ich hier, durch die Arbeit in der Assoziation Jahdiel A.C. in Mexiko, jeden Tag was Armut definiert und komme mit Lebenssituationen in Kontakt, welche weder diesen aus Spendenshows im deutschen Fernseher noch den in Berichten verfassten Schilderungen gleichen. Durch die simple Tatsache, dass sie real sind und jemandem tief im Innern treffen, wenn man mit diesen direkt konfrontiert wird, wird es zu einer Erfahrung die anders ist, aufweckt, wütend macht.
So möchte ich euch alle bitten, macht einen Unterschied zu diesem Zeitgeist, der sich in den zuvor genannten abstrusen Gegensätzen äußert. Wartet nicht auf die Regierungen der Länder zu handeln. Nein, diese sind leider, wie auch hier in Mexiko jeden Tag sichtbar, korrupt und/oder scheitern Prioritäten, durch die Anwendung von Werten und Moral, richtig zu setzen.
Jeder einzelne, der etwas in Angriff nimmt, hat, niemals sprechen wir von der Möglichkeit der Perfektion, denn diese ist in der Tat eine Utopie, heute schon die Welt verbessert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen